Eiger Ultra Trail 2016 – E101 – finished!

Der E101. Mein erster Hunderter. Mein erster alpiner Ultra.

unbeschreiblich – unfassbar – genial – mega – ultra – hammer – wunderschön – beeindruckend – faszinierend – überwältigend – frei – unendlich – herrlich – glückselig – erfüllt – benommen – berauscht – erheitert – erleichtert – überragend …

Freitags gegen 16 Uhr sind wir in Grindelwald angekommen. Welcome Trail Runners!

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Und wie willkommen wir uns fühlten!

 

Startnummern, Pastaparty und Briefing. Was für ein Himmel, was für eine Kulisse für eine fantastische Veranstaltung!

Ab ins Mountain Hostel … um 21 Uhr war klar dass ich ins Bett muss. Auf 03:00 Uhr steht der Wecker. Frühstücken, alles präparieren für die Tour, den Drop Bag checken. Nichts vergessen, das kann fatal sein. Nicht mitgeführtes Pflichtequipment führt zur Disqualifikation, fehlende Musthaves zur Demotivation. Konzentration ist angesagt, sowas geht nicht ohne Plan. Der 15-minütige Fußweg zum Start (natürlich bergauf) ist als „Aufwärmen“ eingeplant. Nun noch die Drop Bags abgeben und zum Start. „Vorfreude!“

Der Start erfolgte pünktlich um 04:30. Die Motivation war hoch. Circa 2 km aus Grindelwald heraus laufen, dann ab auf die Trails und hoch den Berg. Auf den folgenden sechs Kilometern bis zum ersten Checkpoint waren ca 1000m bergauf Programm. Spätestens nun war der Kreislauf da, die Maschine am laufen. Laufzeit circa 1:45h.

Ich will nun nicht haarklein jede Etappe beschreiben, dafür sind die Fotos da. Aber kurz nach dem ersten Checkpoint kam die Sonne über die „Hügel“ und trieb die Motivation weiter nach oben.

Ab einer gewissen Höhe und Richtung Faulhorn (höchster Punkt der ersten Hälfte mit 2681m) gab es dann auch Schnee. Wunderschöne Kulisse, aber nasse Füsse und unlaufbare Trails waren die Folge. Der Downhill vom Faulhorn herab zur Schynigen Platte war ein Desaster. Es hat mich einmal gut aufs Kreuz gelegt, trotz höchster Vorsicht und präzisem Stockeinsatz.

Anmerkung: Stöcke sind der Hammer!!! Würde ich nie wieder missen wollen, selbst bei einer normalen Wanderung in alpinen Regionen … bergauf wie bergab Unterstützung pur. Sie waren mir ein wertvoller Begleiter. Ich hab mich für die „Black Diamond Distanz Z – Alu“ entschieden und war vollends begeistert!

 

Nachdem ich nun ganz oben war, gings auch wieder ganz runter. Bis Burglauen circa 1000m bergab. Für mich fast nicht mehr zu laufen, entweder es war zu steil oder es waren zu viele Wurzeln und technische Abschnitte. Laufen lassen war nicht, und die Oberschenkel haben gepumpt. Nicht dass mir die dünne Luft auf 2000m und höher schon den letzten Atem gestohlen hätte, nicht dass die Akklimatisierung fehlte, nicht dass bergauf mich als „Flachlandtiroler“ schon zur Verzweiflung gebracht hätte, nein … auch bergab war fürn „Arsch“. Und dass, obwohl ich Downhills liebe. Aber egal, ich wollte das so.

Was ist ein Ultra ohne Schmerz? Eine Herausforderung ohne Anstrengung? Eine Grenzerfahrung ohne Grenze?

Tiefster Punkt: Burglauenen

Erste Hälfte geschafft, knapp mehr als 50 km und die Hälfte der 6700 Höhenmeter im Sack. 9 Stunden verbraten. Drop-Bag abholen, Essen, frische Schuhe, trockene Socken, neues Shirt, neue Mütze … neuer geiler Look.

Was mich etwas frustrierte: 9 Stunden für die erste Hälfte. Viel zu lange gebraucht. Für die Downhillpassagen und die Stücke im Schnee hab ich zu viel Zeit gebraucht. Wie sollte ich inklusive Aufenthalt in Burglauenen die 2te Hälfte in 9 Stunden schaffen, damit ich mein selbst gesetztes Ziel von 18:xx Stunden schaffe? Langsamer wird man von alleine. Schneller eher selten nach so vielen Kilometern, Höhenmetern und Stunden. Dann ging es auch erst einmal 500 Meter bergauf. Toll. voller Bauch, krasse Mittagssonne, fast kein Schatten. 2 wunde Stellen an den Fersen dank frischer Socken!? und frischer Schuhe!? – schnell mal verarzten. Rechter Fuß mit Blasenpflaster, linker ohne.

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Fazit Blasenpflaster: Mehr Schmerz mit. Super. Mehr Druck und abgelöste Haut. Super. Fuß ohne Blasenpflaster war auf den kommenden 50km das kleinere Übel!

Dann nochmal ein wenig bergab nach Wengen bevor der krasse Aufstieg nach zum Männlichen bevor stand. Locker 800 oder gar 900 Meter fast ohne Schatten mit wolkenlosem sonnigen Himmel. Wahnsinn.

Dann ging es nochmal runter und nochmal hoch und nochmal runter. Das ist in den Alpen so. Und das ist auch gut so. Klar nervt das ab und an, aber das Panorama … unbezahlbar. Dann kamen nochmal Schneefelder. Endlose Weiten. Und trotzdem war es heiß. Neben den Bächen  und Wasserfällen mit denen ich meinen Kopf heruntergekühlt habe, habe ich mir im späteren Verlauf meiner Reise auch das ein oder andere Schneebällchen zum klimatisieren unter die Mütze geschoben. Wundervoll … geiler wäre nur noch ein Snickers-Eis gewesen!!! So, kleine Scheidegg hoch, Eiger Gletscher hoch … bla bla … weniger Fotos, mehr laufen, mehr Powerbergsteigen. Die Zielzeit von Sub 19 schon abgehakt und mich mental auf die Sub 20 eingestellt. Trotzdem, der Motor lief. Da geht noch was.

Irgendwann gings dann fast nur noch runter. Trychelegg, Marmorbruch. Wurzeliger Wald. Dunkel. Kopflampe. Die Uhr tickt. Kopf aus. Lampe an. Vollgas. Durch den wurzeligen Wald bis zum Marmorbruch hab ich meine Begleitgruppe verlassen und bin Anschlag gelaufen. Es war ein Märchenwald. Nur beleuchtet von meiner Stirnlampe und den reflektierenden Markierungen. 9 km to go. Am Marmorbruch noch schnell was getrunken, keine Getränke mehr aufgefüllt. Letzter Anstieg, 2,5 km und circa 450 Meter bergauf. Powerwalken. Ich glaube das war mein schnellster Anstieg insgesamt. Ein Ziel war in Sicht, nach Pfingstegg ein letzter Downhill, noch ca 2 km flach und dann noch einen km  hoch ins Ziel. Am letzten Checkpoint nochmal ne Cola inhaliert und mit schmerzenden Knien und brennenden und explodierenden Oberschenkeln den Downhill gestartet. Ich kann es selbst nicht fassen, ein 18:xx-Finish war wieder im Visier. Nur nicht einbrechen, stürzen oder sonst was. Die letzten Reserven anzapfen. Bergauf nochmal Endbeschleunigung …  und dann mit einer 18:22 Zeit ins Ziel. Unfassbar. Lange hatte ich das abgehakt.Undenkbar dass ich die 2te Hälfte dieses Ultra Trails ebenbürtig zur ersten absolvieren könnte. Wäre mir das vorher bewusst gewesen, dann hätte ich im Märchenwald noch das ein oder andere gespenstige Foto geschossen. Aber über 17 Stunden haben ihren Tribut gezollt. Ich war im Finishermodus, vollgepumpt mit Adrenalin. Es war MEGA ins Ziel einzulaufen.

Da ist das Ding: Eiger Ultra Trail E101 – 101km, 6700 HM – 18:22h 

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Für all die, die nicht begreifen können warum man so etwas tut, was einen antreibt:

Nehmt eure Lieblingsserie. Eine spannende Serie. Schaut eine Folge!

Wir Ultras schauen einfach die ganze Staffel am Stück und ballern uns in kürzester Zeit mit möglichst vielen Impressionen zu.

Das ist ULTRA. Das ist FREIHEIT. Das ist LEBEN. 

Nach einer heißen Dusche, den langsam startenden Schmerzen in der kalt werdenden Muskulatur und einem Lungenorgasmus (durch 18 Stunden frische Bergluft ist vergangenes Passivrauchen eleminiert worden) war an viel Schlaf nicht zu denken. Erst einmal in dieses bescheidene Hochbett kommen … 2 Stunden Schlaf, davon 70% nur erholsam war die Nacht vorbei. Bisschen rumliegen und Dösen, dann um 6 Uhr aufstehen. Warten bis es Frühstück gibt. Packen. Gammeln… So noch ein letztes Foto vom Morgen danach, kurz vor der Siegerehrung, dann habt ihr genug gelesen und gesehen 😉 … und lasst euch sagen dass ich nach einer durchzechten Nacht noch!!! schlimmer ausschaue 😀

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Nun zum guten Schluss noch ein paar professionelle Bilder, die teilweise zu sehr nach Fotoleinwand aussehen:

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