Scenic 113 #2 und das Jahr des Ankommens

Achtung, dieser Text enthält Werbung . Ich lobe einige Produkte, die mir geholfen haben. Dafür krieg ich weder Geld, noch sonstige Gegenleistungen. Ich versuche nur anderen Läufern zu helfen, die eventuell selbige Probleme haben.

2019 – ein erneuter Versuch

Nachdem ich 2018 „unglücklich“ aus dem Rennen ausgeschieden bin, wollte ich dieses Jahr einen neuen Versuch wagen. 

Aber dieses Jahr sind die Prioritäten nicht auf Laufen und „Bestzeiten“ gesetzt … ich bin froh Laufen zu dürfen und das Ziel zu erreichen. 

Die Priorität #1 liegt bei meinem Sohn, der Anfang dieses Jahr das Erdenlicht erblickte und der mein Herz mit mehr Stolz und Liebe erfüllt, als es ein Lauf oder Ultratrail je schaffen könnte. 

Da mein Training dementsprechend zu kurz kam … und ich mit zwei kleinen, flachen Ultras und weniger als zehn echten Trainingsläufen recht unfit daher komme, lag und liegt das oberste Ziel 2019 beim „heil“ ankommen. 

Dies ist mir bisher ganz gut gelungen. Beim Junut bin ich zwar nach 115 Kilometern raus, das lag aber eher an einem Wunden P*, als an Ausdauer und Wille. Der Halden-Mohikaner, wenn auch nur als Nachtschatten-Variante, lag mir ganz gut. So bin ich nun eine Woche später zum Scenic gestartet, um dieses Rennen nach der „Pleite“ 2018, wo ich direkt zu Beginn stürzte, zu beenden.

Das Rennen

Ich war recht guter Dinge, auch wenn ich wetterbedingt etwas Kopfschmerzen hatte. Die letzten Tage war der Schlaf nicht ganz so gut und die Unterkunft in der Streckenmitte war auch nicht die ruhigste. 

Ein wenig konnte ich mich aber noch ausruhen, bevor es auf die Piste gehen sollte. 

Die Wetterprognosen, nicht gut. Bedingt durch schwere Unwetter wurde der Start eine Stunde nach hinten gelegt. Danke dafür, so konnten wir im Trockenen loslaufen!

Der Start um 01:00

Als es dann endlich los ging, war ich ganz guter Dinge. Schnell hatte ich ein Tempo gefunden, in dem ich mich fortbewegen konnte. Ich fühlte mich wohl. 

Meist lief ich alleine, Eric und Guntram einige Zeit voran. Ich musste mein eigenes Tempo gehen, wollte nicht überpacen. Ich war fest entschlossen das Rennen zu beenden!

So ging es durch die Nacht und in den nächsten Tag hinein. Die Verpflegungsstellen sind oft weit auseinander und leider auch oft nicht so üppig ausgestattet, zumindest für meinen Geschmack. Kuchen und Kekse gehen bei mir gar nicht … und nur mit Melone und Orange kann ich kein Rennen laufen. 

Da ich das schon wusste, habe ich mich für diesen Lauf nach langem überlegen zu (Achtung, Werbung!) Tailwind entschlossen. Damit kann man laufen, ohne viel zu essen. Das stimmt. Es bekam mir und meinem Magen ganz gut, ich war stets guter Dinge und ich hatte weder Sodbrennen noch sonstige Magenbeschwerden. 

Sicherheitshalber hab ich ab und an in ein Stück Ingwer gebissen, das ich mit mir führte. Ingwer wirkt Wunder, kein Scheiß!

Da ich mir beim Junut wirklich alles Wund gelaufen hab, habe ich lange nach neuer Laufbekleidung gesucht. Da ich da recht „geizig“ bin, tat ich mir bisher recht schwer, viel Geld dafür auszugeben. 

Zwar waren mit Marken wie (Achtung, Werbung) X-Bionic ein Begriff … aber 100 Euro für ne Laufhose?

Ich hab mir dann mal ein reduziertes Auslaufmodell bestellt. Hätte ich das mal früher gewusst. Mit dem passenden T-Shirt sah ich zwar aus, als würde ich in Unterwäsche laufen, aber ich fror nicht und ich hatte auch keine Wunden stellen nach dem Lauf. 

Weit und breit kein Wolf in Sicht. Das hebt natürlich die Laune. bei KM 55 am Dropbag habe ich mich sicherheitshalber nochmal nachgecremt, aber es war nicht von Not. 

So ging es nun gelassen in die zweite Runde. Also auf die zweite Streckenhälfte, von der ich nur den Anfang kannte. 

Leute, lasst euch gesagt sein, der Scenic Trail ist ein Brett. Zwar ist er nicht hochalpin und es sind auch keine fiesen Kletterpartien zu bewältigen, aber das Ding steht dem X-Alpine und dem Südtirol-Skyrace nicht in vielen Dingen nach. 

Mit der Zeit und der Hitze wurde ich immer langsamer und war umso mehr erstaunt, dass ich Eric noch einmal traf. Er war guter Dinge und hatte ein wenig wegen Magenproblemen pausiert. Guntram war derweil wohl auch vielleicht eine halbe Stunde vornedran. 

Ich ließ mich nicht beirren und machte mich weiter zum nächsten Anstieg. Knapp 5.600 HM von 7.400HM hatte ich in der Tasche … nun hoch auf den Kamm und über die Bergrücken zum Ziel … so der Plan.

Auf dem Weg nach oben wurde es sehr windig. War die Sonne verdeckt, war es gar kalt. Ich wollte nicht riskieren, auszukühlen und machte kurz Rast, um eine Jacke anzuziehen und mein erstes (Achtung, Werbung!) Nutella B-Ready in die Backe zu schieben. Es war zwar nur noch Matsch, trotzdem sehr geil. 

Mit braunen Lippen und einem Lächeln im Gesicht sagte ich dem Berg den Kampf an. Und ich gewann. Ich gönnte mir einen ersten Koffein-Shot und begann Druck zu machen.

Da war sie, meine zweite Hälfte, meine zweite Luft, nur noch gut 30 km zu Laufen, weniger als 1.000 HM Anstieg. Zahlen, die meine Füße schneller machten. Gänsehaut überkam meinen Körper, ich kannte das von anderen Rennen, die letzten Kilometer nochmal alles geben, die Reserven anzapfen. Da war tatsächlich noch Kraft und Energie. Ich sah Eric noch vor mir über einen Hügel laufen und als ich oben bei dem Gipfelkreuz ankam, stoppte mich die Bergwacht. 

Das Rennen sollte wegen eines schweren Gewitters pausiert werden. Sicherheit geht vor, verstehe, aber wissen die nicht, dass ich grade einen RUN hab … ich hab meinen Körper mit Nutella und Koffein aufgeputscht, da kann mich doch niemand anhalten und mir was von Pause erzählen … „Hallo!?“ … 

Gut 19 Stunden gelaufen, dann ab in die „Rifugio Garzirola“, knapp 1,5 km vor der Station „San Lucio“. Vielleicht mein Glück, an der Hütte war ich der Erste. Sie sagten was von warmer Pasta und schon war ich glücklich. 

Nach und nach füllte sich der Gastraum mit ankommenden Läufern, der Kamin erfüllte den Raum mit Wärme und die Pasta tat ihr restliches. Man sagte und, dass das Rennen bis mindestens 23 Uhr unterbrochen sei und dass dann entschieden würde, ob wir weiterlaufen dürften. 

An dieser Stelle brachen viele das Rennen ab. Sie hatten keine Lust knapp vier Stunden zu warten. Auf eigene Faust machten sich so gut 20 Leute auf den Weg ins Tal Richtung Ziel. Zwei Dänen, zwei Italiener und ich, wir blieben. Für mich war Abbruch keine Option. Sollte es also seitens des Veranstalters eine erneute Freigabe geben, ich hatte noch eine Infusion Nutella, Ingwer, Tailwind und Koffein in petto 😀 … 

Um 23:00 Uhr kam die Entscheidung. Das Unwetter sei zu heftig und die Rennleitung brach das Rennen ab. Wir hätten nach unten ins Tal können, nachts, bei Regen oder aber auf der Hütte nächtigen. Moment, ich hatte übrigens ein Bett, eine Decke und ein Kissen. Wenn Abbruch, dann halt morgens. Die hatten auch was von Frühstück gesagt. So legte ich mich also nochmal 20 Minuten hin, bevor mich der „After Race Heißhunger“ packte. Jetzt wo mein Kopf nach 84 Kilometern und 6500 Höhenmetern im Aufstieg wusste, dass das Rennen vorbei ist, jetzt schaltete mein Körper auf Regeneration und „Fressen“. 

Ich hörte Geräusche und schlich mich nach unten. Da saß der Hüttenchef und seine Crew zusammen. Nachdem ich mein Problem erklärte stellten sie mir einen großzügigen Käseteller (lecker!!!), Brot und Bier zusammen. Das war die Rettung. Also liebe Läufer, immer genug Kleingeld einpacken 😉 … das kann Leben retten 😀 …

Die Nacht mit Gewitter war traumhaft. Ich schlief wunderbar. Sonnenstrahlen weckten mich gegen 06:00 … 

Uppps, die zwei Dänen waren wach. Die zwei Jungs hatten die ganzen Infos verschlafen und dachten sie seien vergessen worden. Ich klärte sie auf und die Stimmung war wieder besser. 

Nach einem guten Frühstück ging es nach einigen Missverständnissen mit der RaceOrga runter ins Tal. Circa fünf km locker bergab wandern. Sonnenaufgang, Sonnenschein, unbezahlbar. Mein Körper fühlte sich gut an. Die Beine locker, es ging mir gut. Unten im Tal kam dann auch nach einem leckeren Kaffee ein Shuttle, um uns zum Ziel zu bringen. 

Wir wussten nicht sicher, ob es noch Medaillen gibt, ob wir eine Wertung bekommen oder sonst etwas, aber wir waren alle heil und hatten das Unwetter trocken und unbeschadet überstanden. 

Zwar konnte ich dieses Rennen wieder nicht richtig beenden, aber das lag außerhalb meiner Entscheidungsgewalt. Ich wäre es gar morgens noch zu Ende gelaufen, Körper und Geist waren mit mir. Selten habe ich mich an einem Tag danach so gut gefühlt. 

 

Vielleicht!? … Irgendwann müssen diese 113 KM doch fallen, schließlich ist es sicherlich nicht das schwierigste Rennen, was ich bisher gelaufen bin. 

Aber hey, kein DNF. Ich hab mich in der Nacht unter der warmen Decke recht schnell damit angefreundet, wegen des Gewitters nicht mehr weiterlaufen zu müssen. 85 Kilometer mit 6.500 Höhenmetern sind besser als nix. Ich bin gesund. Es geht mir gut. Und …

… Schließlich gibt es da noch eine Priorität #1 … und der Mini-„EisernerHans“ gibt sich auch mit einer „angebrochenen“ Medaille zufrieden :-D. 

Danke fürs Lesen :-*

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