Ultra Trail Monte Rosa [UTMR]

Der Ultra Trail Monte Rosa sollte mein läuferisches Highlight 2019 werden, nachdem das Jahr etwas holprig vonstattenging.

Beim Junut musste ich bei km 115 raus, weil ich mir den Hintern wund gelaufen hab. Das Positive daran ist, dass ich ein neues Mittel dagegen gefunden hab (nämlich eine bekannte Kindercreme, die vor Wundsein schützt).

Dann war da noch der Scenic, der für mich bei KM 85 aufgrund eines schweren Gewitters zu Ende war oder der X-Alpine, der wegen tierischen Notfällen erst gar nicht in Angriff genommen werden konnte.

Der Haldenmohikaner in der Nachschattenedition lief gut, ebenso wie der Sanctuary und der Hartfüsslertrail. Aber bei all diesen Läufen war ich aus Trainingsgründen sehr langsam unterwegs. Eine Woche vorm UTMR hatte ich eine Entzündung im Fuß und konnte somit beim letzten Formcheck, dem SONUT auch nicht starten. Das Schonen half jedoch und mein Fuß versprach keine Probleme zu machen.

Guter Dinge machten die harten 3 1/2 sich dienstags abends auf zum UTMR nach Grächen (CH). Das waren dann Marc, Eric, Brauni und der EiserneHans. Brauni zählt als Gastwanderer nur als halber Trailläufer 😉 …

Mittwochs war Zeit um auszuschlafen, Dropbacks und Laufrucksack vorzubereiten und für den obligatorischen Check beim Abholen der Startunterlagen. Pünktlich zu den Vorbereitungen bahnte sich Schnupfen und Halsweh an. Ein wenig Schnupfen hatte ich schon den Tag vorher.

Mein kleiner Sohnemann hatte mir doch noch etwas mit auf die Reise gegeben. Ich konnte ihn vorher wirklich nicht auf Abstand halten (er ist sooo süß :-D) … Na ja, die letzten Stunden vorm Start der UTMR um 04:00 verbrachte ich schwitzend und fröstelnd im Bett.

Aber ich fühlte mich ganz gut so grundsätzlich. Einfach mal Starten und schauen wie es läuft. Da ich mir keine Bestzeit vorgenommen hatte und nur über die Runden gehen wollte, sortierte ich mich auch recht  weit hinten ein, um das Rennen gemütlich anzugehen. Ich bin bekanntlicher Weise eh nicht so der Schnellstarter, sondern steigere mich, sofern alles gut läuft, kontinuierlich ins Rennen.

Die ersten 10 Kilometer liefen ganz gut so weit. Ich konnte etwas laufen und mein Fuß funktionierte. Durch den Schnupfen bekam ich aber wenig Luft und so langsam schnürte sich alles zu. Ich merkte, dass mir die Luft und die Kraft für die Anstiege fehlte.

Ich musste alle ziehen lassen und mich alleine die 1.000 Meter bergauf kämpfen. Es kam, wie es kommen muasste – trotz gut gepacktem Rucksack entleerte sich meine Trinkblase und so entschwanden knapp 1,5 Liter Iso und weichten meine Laufhose auf 😀 … Das war gar nicht mal sooo schlimm, die Hose hat einen guten Feuchtigkeitstransport, von dem ich nun umso mehr überzeugt bin.

Aber so hatte ich nur noch 200ml Wasser für knapp 9 Kilometer in Reserve und das war wirklich zu wenig und machte mir keinen Mut. Ich ging nochmal meine hinterlegten Notfallpläne durch und entschied mich für Variante #1: Bis nach Zermatt wandern und die Strecke genießen, solang es geht. Bis zum Cutoff wollte ich es schon schaffen, auch wenn ich eh abbrechen wollte. Das war irgendwie aus Prinzip.

Das Wandern ist der Kaisers Lust. Das Wetter war gut und da ich meinen Puls der Gesundheit wegen bergab und bergan unter 100 hielt, fühlte ich mich gut und es ging voran. Ich war recht weit hinten im Feld unterwegs, aber was solls, ich konnte trotz vieler netter Unterhaltungen mehr als eine Stunde vor CutOff in Zermatt sein. Ich war erleichtert, dass ich diese Entscheidung getroffen hatte, denn ich hatte nicht das Gefühl, dass ich diesen Lauf hätte so beenden können, wie ich es mir gewünscht hätte. 

Und die angekündigte SchlechtWetterFront deutete sich am Horizont an. Die ersten Regentropfen machten sich schon in Zermatt bemerkbar. Immerhin waren es doch knapp 40 Kilometer mit gut 2.400 Höhenmetern. Dafür war ich dann gemütliche 9 Stunden unterwegs.  In Zermatt stärkte ich mich noch einmal und machte mich dann, nachdem ich mich von Tobias, einem Wegbegleiter der leider wegen eines Sturzes auch ausscheiden musste, verabschiedete, mit dem Zug auf den Weg nach Grächen in die Unterkunft.

Natürlich war ich frustriert, aber es machte absolut keinen Sinn mehr weiterzulaufen. Nach und nach trudelten Informationen herein. Von meinen Mitstreitern, von der Rennleitung. Das Rennen wurde unterbrochen. Abgebrochen. Für einige bei KM 45, für andere, die weiter laufen durften, bei KM 80 spätestens. Rien ne vas plus.

Auch wenn ich die anderen bedauerte, dass sie dieses Rennen nicht zu Ende laufen durften, für mich bedeutete es aber auch dass, selbst wenn ich topfit gewesen wäre, ich das Rennen nicht hätte laufen können. Ich will es nicht Glück im Unglück nennen, das war es nämlich nicht, aber es linderte meinen Rennabbruch deutlich ab. Und dann war ich meinem Sohn plötzlich dankbar dafür, dass er mich angesteckt hatte. Schließlich musste ich die Nacht nicht irgendwo in den Bergen verbringen, ich konnte im warmen Bett mit einer fetten Pizza im Bauch einschlafen.

Das war also mein UTMR. Ein so wunderschöner Lauf, den ich unbedingt eines Tages zu Ende laufen möchte.

Ich war sehr froh, als auch am nächsten Tag der letzte meiner Mitstreiter gesund und munter eintrudelte. So hatten wir dann am Samstag noch die Möglichkeit, eine kleine Gletschertour zum Riedergletscher und weiter hoch zur Bordierhütte. Aber erst einmal ein paar Fotos vom Lauf:

Unterwegs feuerten wir die Läufer des 20 Kilometer Berglaufs an, der samstags um 10:00 gestartet ist. Zuschauer sein war auch ganz nett. Zum Gletscher und über den Gletscher wurde der Weg immer anspruchsvoller. Aufziehender Nebel machte das nicht besser. Und der Gletscher arbeitete. Es war ein lautes Grollen zu vernehmen. Sehr ehrfürchtig bahnten wir unseren Weg entlang der Markierungen Richtung feste Felsen.

Es stand der letzte Anstieg zur Hütte bevor und dieser war nicht ohne. Doch Hunger und Durst trieben uns weiter voran 😀 … Auf der Hütte ließ Marc seinen Charme so lange spielen, bis wir frische Nudeln und Bolognesesauce hatten. Und Käse. Und frischen Knoblauch in Öl mit Chili. Sehr lecker!

Der Anstieg dauerte gut 5 Stunden, der Rückweg nur noch 2,5 Stunden. Es war ein lockeres Auslaufen. Und der weiße Wanderer zeigte, dass auch er engelgleich mit seinen Bergstiefeln bergab rollen konnte. Es sah zwar manchmal nach „Sterben mit Anlauf“ aus, aber er ließ nicht abreißen und biss sich bis zum Ende durch. Chapeau!

Das war er nun, der unvollständige UTMR und der doch noch einigermaßen gerettete Bergtrip. Wir haben das beste draus gemacht und ich für meinen Teil war froh, trotz der Erkältung noch ein bisschen was erlebt zu haben. Die frische Ingwerwurzel zum beissen hat sich dieses Mal echt gelohnt.

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